
Wer reist nicht gerne? Im Jahr 2019 unternahmen die Einwohner Deutschlands 70,8 Millionen Reisen ab 5 Tagen, 73,6 % davon ins Ausland, so die Reiseanalyse vom Deutschen Reiseverband, 2020. Fahrkarten kaufen, Koffer packen, Routen planen und sich dann ins Abenteuer stürzen sind Aktivitäten, die fast jeder gerne macht. Und im Gegensatz zu vielen anderen Dingen, die Freude bereiten ist das Reisen nicht nur frei von Kontraindikationen, sondern hat auch zahlreiche und vielfältige gesundheitliche Vorteile. Dies wurde durch mehrere wissenschaftliche Studien belegt, die im Folgenden zusammengefasst werden.
1. Weniger Stress und höheres emotionales Wohlbefinden
Der Stressabbau scheint der offensichtlichste Vorteil des Reisens zu sein. Selbst wenn es sich nur um eine kurze Reise zu einem nicht allzu weit entfernten Ziel handelt, können Sie die Routine und das hektische Tempo des Stadtlebens hinter sich lassen, um abzuschalten, Ihre Sorgen hinter sich zu lassen und die Gegenwart zu genießen. Aber Vorsicht: Die Einstellung ist wichtig, denn es gibt auch den so genannten „Urlaubsstress“: Einen Spannungszustand, der durch die Reisevorbereitungen und die damit verbundenen Unsicherheiten verursacht wird und das Gefühl erzeugt nicht genug Zeit zu haben, um alles zu erledigen, was am Zielort „erledigt werden muss“. So kann die Medizin schlimmer sein als die Krankheit. Wer diesen Stress vermeiden möchte, der ist bei Reiseveranstaltern in guten Händen, denn sie übernehmen die Organisation Ihrer Reise, während Sie die Vorfreude genießen können. Viele Studien stützen diese Erkenntnisse, so z. B. eine Studie von Forschern aus Arizona, USA, die herausfand, dass Frauen, die mehr Urlaub machen, seltener angespannt, müde oder depressiv sind und sogar zufriedener in ihren Ehen leben. Mit anderen Worten: Sie haben eine höhere Lebensqualität.

2. Ein gesünderes Gehirn
Bis vor wenigen Jahren glaubte man, dass sich das Gehirn nach dem Erwachsenwerden nicht mehr verändert. Die Wissenschaft hat jedoch gezeigt, dass dies nicht der Fall ist: Neuronen (Nervenzellen) können während ihres gesamten Lebens neue Verbindungen herstellen und sogar neue Neuronen bilden. Dazu ist es unerlässlich unser Gehirn zu trainieren und zu stimulieren, erklärt der Hirnforscher Gerd Kempermann in seinem Buch “Revolution im Kopf“. Wer viel erlebt, tut viel für sein Gehirn und dafür gibt es drei Schlüsselelemente: Unser Gehirn mit Neuem, Abwechslung und Herausforderung zu konfrontieren. Das Reisen erfüllt alle drei Anforderungen.
So einfache Situationen wie die Notwendigkeit, sich an neue Eindrücke, Landschaften, Geräusche, Gerüche usw. anzupassen, eine mentale Karte des Ortes zu erstellen, an dem man sich befindet oder in einer anderen Sprache zu kommunizieren, stimulieren das Gehirn und machen es plastischer und kreativer. Je neugieriger und wanderlustiger man ist, desto mehr Synapsen – so heißen die Verknüpfungspunkte zwischen den Neuronen – entstehen in Ihrem Hippocampus: Das tragende Areal im Gehirn, welches als Steuerzentrale unseres Selbst gilt. Es beeinflusst Lernprozesse und Erinnerungen und prägt unser Bewusstsein. Der Hippocampus gilt als wichtigster Teil des Gehirns. „Wer sich viel bewegt, kann auch viel erleben. Das Gehirn eines aktiven Menschen produziert gleichsam im Voraus Nervenzellen, um die vielen Erfahrungen verarbeiten zu können.“ Die Wissenschaft bestätigt, welchen Einfluss Neugier, Mut und Reiselust auf den Menschen haben. Es verändert das Gehirn.

3. Ein stärkeres und gesünderes Herz
Wenn Sie gerne in der Stadt oder in der Natur spazieren gehen, können Sie wahrscheinlich 10.000 Schritte an einem Tag gehen. Das entspricht etwa 6,5 Kilometern für die meisten Menschen und ist mit einem moderaten Maß an Bewegung verbunden. Wenn Sie das noch mit ein wenig Sightseeing oder anderen Aktivitäten verbinden können, tun Sie Ihrer allgemeinen Gesundheit und insbesondere Ihrem Herzen einen großen Gefallen.
Untersuchungen von Wissenschaftlern der Universität Jyväskylän, Finnland, haben ebenfalls einen Zusammenhang zwischen der körperlichen Mobilität, die sich aus der „kollektiven sozialen Aktivität“ des Reisens ergibt, und einem geringeren Sterberisiko festgestellt. Obwohl sich die Arbeiten in diesem Bereich im Allgemeinen auf ältere Menschen beziehen, ist klar, dass körperliche Aktivität auf Reisen für alle Menschen von Vorteil ist, insbesondere für diejenigen, die einen sehr sitzenden Tagesablauf haben.
In der berühmten Framingham-Herz-Studie von 1948 wurden Frauen zu diesem Thema befragt und 20 Jahre lang beobachtet. Die Studie ergab, dass Frauen, die nur einmal alle sechs Jahre in den Urlaub fuhren, ein achtmal höheres Risiko hatten, einen Herzinfarkt zu erleiden oder eine koronare Herzkrankheit zu entwickeln als Frauen, die zweimal im Jahr in den Urlaub fuhren.
Eine andere Studie, von Forschern der State University of New York, untersuchte über einen Zeitraum von neun Jahren 12.000 Männer, die ein hohes Risiko für die Entwicklung einer koronaren Herzkrankheit aufwiesen. Diejenigen, die keinen Jahresurlaub nahmen, hatten ein 32 % höheres Risiko, an einem Herzinfarkt zu sterben. „Urlaub ist gut für die Gesundheit „, lauten die Schlussfolgerungen dieser Studien.

4. Starkes Selbstwertgefühl
Jede Reise ist eine Summe von Herausforderungen: Sich fortbewegen, sich an einen unbekannten Ort gewöhnen und mit den Menschen dort zu interagieren. Je weiter das Ziel entfernt ist, desto größer ist die Herausforderung, da man mit exotischen Sitten und Gebräuchen, unbekannten Sprachen und unweigerlich mit verschiedenen Problemen konfrontiert wird. Wenn man die Mittel findet, um sie zu lösen und weiterzukommen, stärkt es das Selbstwertgefühl wie kaum etwas anderes.
Außerdem sind Reisen eine Quelle für zukünftige Erinnerungen und Anekdoten, die man erzählen kann, ganz zu schweigen von den Möglichkeiten, die soziale Netzwerke in dieser Hinsicht bieten. George Eliot, das Pseudonym der britischen Schriftstellerin Mary Anne Evans aus dem 19. Jahrhundert, schrieb: „Unsere Wanderungen begleiten uns von weit her, und was wir gewesen sind, macht uns zu dem, was wir heute sind“. All dies trägt auch zur Stärkung des Selbstbewusstseins bei.

5. Größere Offenheit im Umgang mit Problemen
In seinem im Jahr 2000 erschienenen Buch “Go Away Just for The Health of It” (Übersetzt: Geh weit weg, nur weil es gesund ist), schrieb der renommierte kanadische Arzt Mel Borins: „Eine Reise hilft, sich von den stressigen Seiten des Lebens zu lösen. Sie trägt dazu bei Ihre Aussichten zu verbessern, neue Perspektiven zu eröffnen und neue Bewältigungsstrategien zu entwickeln“.
Genau darum geht es: Wenn man andere Realitäten kennenlernt, bekommt man Abstand von seinem eigenen Leben und kann seine eigenen Probleme in ihrer wahren Dimension reflektieren. Nach einer Reise wissen viele Menschen das was sie haben viel mehr zu schätzen und hören auf (oder beklagen sich weniger) über das, was ihnen fehlt, was auch zu einem größeren emotionalen Wohlbefinden führt. Und, um einen anderen Klassiker des 19. Jahrhunderts, Gustave Flaubert, zu zitieren: „Das Reisen macht bescheiden, weil es einem vor Augen führt, welch kleinen Platz man in der Welt einnimmt“.

6. Reisen macht glücklich
Der Psychologe Thomas Gilovich, Professor an der Cornell University in den Vereinigten Staaten, beschäftigt sich seit Jahren mit dem Thema Glück. In seinen Studien ist er zu einem Ergebnis gekommen, dass viele Menschen ohnehin wissen oder unterbewusst empfinden, dass Reisen glücklicher macht als Kaufen. Der Grund dafür ist, dass gespeicherte Erinnerungen und die Summe der Erlebnisse langfristig Freude und Wohlbefinden bringen. Viel länger als die Befriedigung, die man beim Kauf materieller Güter empfindet.
Außerdem genießt man das Reisen weitaus mehr als materielle Dinge, denn die Vorfreude auf die Erlebnisse während der Reise erzeugt ein intensiveres Glücksgefühl als die Vorfreude auf den Kauf eines Gegenstands. Nach Gilovich verstärken selbst gemachte Erlebnisse die sozialen Beziehungen, sie werden an sich mehr wertgeschätzt im Vergleich zu denen anderer Menschen und sind Teil der Identität der Person, die sie erlebt.

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